Ein hoch erscheinender Preis und ein großer Name, aber ist dieser Herrenschuh wirklich von Qualität? Ein paar Tipps helfen, den Scharlatan vom Klassiker zu unterscheiden.
Bis zu 390 Arbeitsschritte sind es mitunter, die ein Schuh bis zu seiner Schuhherstellung durchläuft. Entsprechend viele Fachleute und Arbeitsstunden werden in diesem Prozess benötigt. Beides kostet Geld, und hinzu kommen die Ausgaben für die hochwertigen und kostspieligen Materialien. Allerdings kann der Kunde davon ausgehen, dass jemand, der nur billige Stoffe für die Produktion einkauft und verarbeitet, entsprechend weniger detailliert und enthusiastisch zu Werke gehen wird.
Das Innere des Schuhs gibt Auskunft über seine Qualität
Doch wie kann ich als Kunde einen hochwertigen Herrenschuh von einem billigen unterscheiden, ohne den Schuh vorher lange getragen zu haben? Die schlechte Nachricht vorneweg: Die Qualität von Herrenschuhen lässt sich auf den ersten Blick für einen Laien nur schwer erkennen. Zu viele Details, die einen guten Schuh ausmachen, befinden sich im Inneren und bleiben für das Auge unsichtbar. Wurde für die Ausballung zwischen den Sohlen Filz und Kork verwendet oder doch eher billige Pappe, Gummischrot oder gar Sägespäne? Wie dick ist diese Schicht? Ein chromgegerbter Rahmen ist deutlich langlebiger als ein vegetabil gegerbter Rahmen. Besteht dieser aus eingefärbtem Kunststoff statt aus Leder? Auch die Bezeichnung rahmengenäht ist noch kein Garant für einen Herrenschuh der Spitzenklasse. Es kommt mitunter vor, dass Hersteller zwar die Bezeichnung rahmengenäht verwenden, der Schuh in Wirklichkeit aber verklebt wurde. Ein unerfreulicher Etikettenschwindel und für den Laien oft schwer zu erkennen.
Selbst wenn der Schuh rahmengenäht ist, gibt es immer noch kleine aber feine Unterschiede in der Qualität. Wurde ein mit Pech verdichteter Faden eingesetzt? Dieser gewährleistet, dass die Nahtlöcher abgedichtet sind und im Fall einer Beschädigung die restliche Naht, dank des Klebeeffektes des Pechs, zusammengehalten wird. Stattdessen kann auch ein gewachster Faden vernäht worden sein. Überhaupt der Faden. Handelt es sich hierbei um einen gedrehten Faden, der sich gut in das Material einzieht und geschützt liegt oder doch eher um einen geflochtenen, der aufgrund seiner Dehnbarkeit lediglich aufliegt und somit den Gefahren des Alltags schutzlos ausgeliefert ist?
So weit und kompliziert das Feld auch ist, um einen hochwertigen Herrenschuh als diesen zu identifizieren, lange bevor das böse Erwachen durch sein Versagen im Alltag eintritt, gibt es doch einige hilfreiche Hinweise.
Mindestverkaufspreis bürgt nur bedingt für die Qualität des Schuhs
Als trivialste Lösung des Dilemmas kann der angegebene Preis des Herrenschuhs betrachtet werden. Sofern es sich nicht um Designerware handelt, bei der ein nicht geringer Anteil des Preises für den Namen bezahlt werden muss, bürgt ein gewisser Mindestverkaufspreis für die gewünschte Qualität. Sind Herrenschuhe aus dem gleichen Material wesentlich teurer, so liegt das am höheren Zeitaufwand durch das Mehr an Handarbeit, was gleichfalls nicht unbedingt besser sein muss.
Ein Blick auf den Rahmen kann ebenso über die Qualität des Herrenschuhs Auskunft geben. Sind die Schuhe gut bis sehr gut verarbeitet, wird man die Enden des Rahmens nur mit Mühe erkennen können. Handelt es sich um einen Rahmen, der einmal um den gesamten Schuh herumführt, werden beide Rahmenenden so ausgedünnt und übereinandergelegt, dass die Rahmenstärke gleich wie beim Rest bleibt und nach dem Finishing kaum mehr zu erkennen ist. Seine Naht, beziehungsweise Nähte, werden bei guten Schuhen am Ende so exakt geführt und die Fäden von Hand verknotet und abgeschnitten, dass das Fadenende völlig unsichtbar wird.
Es spricht für eine schlechte Qualität, wenn die Klebenaht zum Vorschein kommt
Wenn wir schon beim Rahmen sind: Das Wegdrücken des Oberleders durch den Daumen vom Rahmen kann durchaus aufschlussreich sein. Bei einem rahmengenähten Schuh sind dann manchmal einzelne Fäden der Einstichnaht zu erkennen. Ist stattdessen eine unter der Dehnung erscheinende Klebenaht auszumachen, ist dies ein Zeichen von schlechterer Qualität. Dieser Test kann ebenfalls als bestanden gewertet werden, wenn sich nichts dergleichen ausmachen lässt, vorausgesetzt der Druck des Daumens ist stark genug. Der Herrenschuh ist dann entweder durchgenäht oder die Brandsohle perfekt angeordnet und die Einstichnaht liegt dementsprechend sehr eng an.
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