Schuhe als Protest I

Schuhe als Protest I

Am vergangenen Samstag versammelten sich etwa 400 Menschen unter dem Motto » Wulff den Schuh zeigen – Shoe for you, Mr. President!« vor dem Berliner Schloss Bellevue und streckten ihre Schuhe in Richtung des präsidialen Amtssitzes. Es war die erste öffentliche Protestaktion gegen Christian Wulff, der sich seit Mitte Dezember 2011 im Sperrfeuer der medialen Kritik befindet (vgl. Kredit- und Mailboxaffäre), sich von der breiten Entrüstung jedoch unbeeindruckt zeigt. Wulff wird wohl kaum Notiz von den Schuhen am Berliner Himmel genommen haben, bei anderen Politikern vor ihm war es sehr wohl der Fall. Woher stammen Schuhe als Geste des Protestes eigentlich und was steckt dahinter?
Es war der 14. Dezember 2008. George Bush trat zum letzten Mal als US-Präsident im Irak auf. Während einer Pressekonferenz erhebt sich plötzlich einer der anwesenden irakischen Journalisten und schmettert seinen ausgezogenen Schuh auf den Amerikaner und brüllt dazu: „Dies ist der Abschiedsgruß des irakischen Volkes, du Hund!“ Bush wurde nicht getroffen, machte jedoch den Fehler, sich über die Aktion lustig zu machen. Dabei verkannte er völlig, dass es sich bei dem Schuhwurf durch Montasser al-Saidi nicht um eine gewöhnliche, sondern um die ultimative Protestaktion im arabischen Raum handelt. Der Schuh als Mittel des Protestes war fortan auch in der westlichen Welt bekannt.
http://www.youtube.com/watch?v=OM3Z_Kskl_U
Quelle: youtube.com
In muslimischen Ländern zählt das Werfen und Zeigen des Schuhs – hier vor allem der Sohle – als Geste der Ablehnung, des Protestes und der Verhöhnung. Der Grund dafür liegt darin, dass der Schuh als unreines Kleidungsstück angesehen wird, da dessen Sohle auf den Straßen und Gehsteigen mit Dreck, Schmutz und anderen Fäkalien in Kontakt kommt. Beim Betreten der Moschee und den meisten Haushalten sind die Schuhe daher auszuziehen. Auch vom religiösen Kontext gelöst, gilt der Fuß als dreckiges Körperteil, dessen Pflege oberste Priorität besitzt. Zeigt man nun mit der Sohle auf seine Mitmenschen, so wird dies mit der puren Verachtung gleichgesetzt. Da es etwas kompliziert ist, die nackte Fußsohle in den Himmel zu strecken, übernimmt der Schuh dies stellvertretend.
In unseren Breiten erfuhr diese Geste der Ablehnung und des Protestes erst durch den Schuhwurf auf den US-Präsidenten eine breite Bekanntheit. Weitere Beispiele der kollektiven Ablehnung unter Zuhilfenahme von Schuhen in jüngster Vergangenheit:

Mehrer Rücktritte nach Schuhprotesten

Am 10. Februar 2011 hielt der damalige ägyptische Präsident Husni Mubarak auf dem Tahrir-Platz in Kairo eine langerwartete Ansprache an sein aufgebrachtes Volk. Doch seine Worte deuteten auf keine Liberalisierung oder gar Änderung hin. Am Ende seiner Rede säumte ein Meer von in den Luft gehaltenen Schuhen den berühmten Platz im Herzen Kairos. Einen Tag später trat der jahrzehntelange Herrscher zurück.
Am 26. Februar 2011 wurde dann dem damaligen Verteidigungsminister Guttenberg die zweifelhafte Ehre eines eigens für ihn organisierten Schuhprotestes zuteil. Guttenberg, der bei seiner Doktorarbeit massiven Plagiat beging und sich weigerte zurückzutreten oder gar den Fehler einzugesehen, erregte Anfang letzten Jahres großes Aufsehen. Unter dem Motto »Guttbye! Dem Lügenbaron den Schuh zeigen« versammelten sich etwa 400 Menschen auf dem Potsdamer Platz in Berlin. Gemeinsam liefen sie mit ausgestreckten Schuhen bis zum Verteidigungsministerium. Am 1. März 2011 zog der Minister die Konsequenzen aus der Plagiatsaffäre und trat zurück.
Der Schuhprotest allein ist nicht für die Rücktritte der fehlgeleiteten Politiker verantwortlich. Doch immerhin eignet sich diese friedliche Form des Protestes hervorragend um den persönlichen Unmut gegenüber dem Verhalten einzelner Politiker (und natürlich darüber hinaus) zum Ausdruck zu bringen. Auch wenn die Geste in Deutschland längst nicht von solch immenser Wirkung ist, wie in ihrer arabischen Heimat, so wird auch heute niemand mehr darüber lachen wie es George Bush noch anno 2008 tat.
PS: Das Modell, das auf den US-Präsidenten geworfen wurde (Schnürschuh aus Rindsleder und dicker Gummisohle) bescherte seinem türkischen Fabrikanten einen Geldregen. Bereits kurze Zeit nach der Aktion gingen für den »Bush-Schuh« mehr als 30.000 Bestellungen ein. Hätte es sich doch bloß um hochwertige rahmengenähte Schuhe gehandelt. 😉

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