Aus bis zu 30 Einzelteilen kann ein Schuh bestehen. Sein Aufbau hat sich seit dem 19. Jahrhundert kaum verändert. Eine Vielzahl hochwertiger Materialien macht ihn zu einem qualitativ hochwertigen Produkt, an dem sein Träger lange Freude haben wird.
Abhängig von der jeweiligen Machart des Herrenschuhs kann dieser aus bis zu 30 Teilen bestehen und der Begriff "Schuhaufbau" kann durchaus wörtlich genommen werden. Vom Laufabsatz bis hin zur Vorderkappe werden alle Bestandteile eines Herrenschuhs nacheinander aufgebaut.
Ein Schuh besteht aus zwei Hauptteilen: Schuhschaft und Schuhboden
Grundsätzlich besteht er aus zwei Hauptteilen: Schuhschaft und Schuhboden, die beim Schuhbau miteinander verbunden werden. Doch erst durch eine Vielzahl von kleinen Details und Verstärkungen wird der Herrenschuh zu dem qualitativ hochwertigen Produkt, das später beim Händler erworben werden kann.
Dabei erscheint ein hochwertiger Herrenschuh mit glatter Oberfläche im besten Falle wie aus einem Guss geformt. Die Vielzahl der in der Schuhherstellung verwendeten Bestandteile lässt sich auf den ersten Blick gar nicht erfassen, führen bei einem harmonischen Zusammenspiel jedoch erst zu einer optimalen Passform des Schuhs. Dem Träger beschert sie wiederum einen wertvollen Beitrag für den Erhalt gesunder Füße. Erstaunlicherweise, das bescheinigt ein Blick in die Schuhgeschichte, hat sich der Aufbau der klassischen Herrenschuhmodellen seit dem 19. Jahrhundert kaum geändert.
Um den Schuh bewusst einzusetzen, empfiehlt es sich einen Überblick der geltenden Etikette zu verschaffen. Eine gute und sorgfältige Pflege des Leders vorausgesetzt, kann der Träger an seinen neuen Herrenschuhen lange Freude haben.
Die nachfolgende Skizze erklärt den Aufbau des Schuhs näher:
Futterleder
Vegetabil gegerbtes Leder, das zum Füttern von Schuhen genutzt wird. Es sollte weich sein und eine hohe Atmungsaktivität aufweisen. Stammt häufig von Kalb oder Ziege. Beim Schuhbau wird es von innen an das Oberleder genäht.
Hinterkappe
Ist ein verstärkendes Lederteil, dass an der hinteren Verbindung zwischen Futter und Außenschaft eingesetzt wird. Es dient der Fortsetzung des Schuhabsatzes und hält somit den Fuß im Schuh fest.
Vorderkappe
Ein zwischen Ober- und Futterleder eingesetztes 1,2 bis 2 Millimeter dickes Lederteil, welches der Schuhspitze eine elegante Form verleiht (und hilft diese zu erhalten) und dem Fuß Schutz vor äußeren Einwirkungen gibt.
Außenhinterteil / Innenhinterteil (Quartiere)
Es handelt sich hierbei um die beiden hinteren Schaftteile, die seitlich den Einschlupf umgeben und vorne die Schnürung aufnehmen.
Hinterriemen
Auf die Fersennaht genähter Riemen, der von der oberen Schaftabschlusskante bis zur Schnittkante des Zwickeinschlags reicht. Er verdeckt und verstärkt die Fersennaht und bietet darüber hinaus eine Verstärkung für die Fersenpartie des Schaftes.
Schlupfriemen
Ein an der Längsseite verlaufenden Futternaht der Ferse liegender Riemen, der die innere Fersennaht schützt und den Einstieg in den Schuh erleichtert.
Rahmen
Die Tragekonstruktion des Herrenschuhs ist dieser Rindlederstreifen. Durchschnittlich ist er 60 Zentimeter lang und 3 Zentimeter breit und hält Schaft, Brandsohle und Sohle zusammen.
Ausballung
In den Hohlraum zwischen Brand- und Zwischensohle wird elastisches Material wie Kork oder Filz eingearbeitet. Es stellt die Ausballung dar und wird sich später durch Wärme und Gewicht des Trägers verformen und somit ein individuelles Fußbett schaffen. Gleichzeitig dämpft sie den Auftritt und schützt vor Hitze und Kälte.
Laufsohle
Die unterste Sohlenschicht des Herrenschuhs. Bei eleganten Versionen circa 5 Millimeter dick, kommt sie direkt mit dem Boden in Berührung. Meist handelt es sich hierbei um vegetabil grubengegerbtes Leder, dass besonders abriebfest und wasserdicht ist. Bei preiswerten Schuhen kann sie aber auch durchaus aus Gummi, Kunststoff oder Holz bestehen.
Brandsohle
Ist eine circa 2,5 bis 3,5 Millimeter dicke Lederschicht, die von der Schuhspitze bis zur Ferse reicht. Auf ihr steht der Fuß und sie beeinflusst das Fußklima und den Tragekomfort erheblich. Von daher ist es wichtig, dass die Brandsohle aus hochwertigem, vegetabil gegerbtem Rindleder besteht.
Gelenkstück
Bestehend aus Gelenkfeder und deren Abdeckung wird das Gelenkstück zwischen Brand- und Laufsohle eingesetzt. Es reicht von der Mitte des Absatzes bis zum Anfang des Vorderfußes und dient ebenso der Erhaltung der Schuhform als auch in unterstützendem Maße für die Führung des Fußes.
Gelenkfeder
Hierbei handelt es sich um eine circa 10 Zentimeter lange und 1,5 Zentimeter breite Stahlfeder, die in den Hohlraum von Rahmen und Brandsohle zwischen Fersen- und Ballenpartie als Verstärkung eingesetzt wird. In ihrer Form ist sie dem Bogen der Sohle angepasst und bietet dem Fuß beim Gehen einen stabilen Halt und verhindert ein Wackeln des Absatzes.
Decksohle
Ist eine die Brandsohle überziehende weiche Lederabdeckung. Auf der dem Fuß zugewandten Seite muss sie abriebfest, farb- und schweißbeständig sein. Ihre Länge richtet sich nach dem Schuhmodell und kann die gesamte Länge, dreiviertel oder nur ein Viertel der Brandsohle bedecken.
Absatzfleck
Ist ein in Form des Absatzes ausgeschnittenes Lederstück aus grubengegerbtem Leder, das zu einem guten Absatzstand führt.
Keder
Als Grundlage für den Absatzbereich oder als Basis für die Laufsohle wird auf die Brand- und Laufsohle ein 2 Zentimeter breiter und 3 Millimeter dicker Lederstreifen genagelt. Die Keder wird bei rahmengenähten Schuhen mit Holznägeln befestigt, bei zwiegenähten wird sie vernäht.
Laufabsatz / Oberfleck
Die oberste Lederschicht des Absatzes, die unmittelbar mit dem Boden in Berührung kommt, wird als Laufabsatz, beziehungsweise Oberfleck bezeichnet. Aus Leder bestehend erhält sie oft eine abriebfeste Kante aus Gummi oder Metall. Vereinzelt ist der Oberfleck auch ganz aus Gummi.
Oberleder
Ist das Leder des Schuhschaftes, also der äußeren Schuhoberteile. Meist ist es chromgegerbt und besteht aus Kalbfellen, bei Wander- und Bergschuhen aus Rinderleder. Seine Stärke beträgt meist 1,2 Millimeter.
Überstemme
Um ein Ausdehnen des Oberleders zu verhindern und beiden Schuhseiten einen starken Halt zu gewährleisten, wird ein circa 4 Zentimeter breiter Streifen eines Stückes Oberleder zugeschnitten und im Schaft zwischen Ober- und Futterleder sowie zwischen Vorder- und Hinterkappe angebracht.
Gemband
Als Gemband wird ein circa 2 mal 4 Millimeter starker Kunststoffbalken bezeichnet, der nachträglich auf der Unterseite der Brandsohle angebracht wird. Beim rahmengenähten Herrenschuh werden hier Schaft und Rahmen angenäht. Handeingestochene Schuhe besitzen dagegen kein Gemband. Dort wird die Kante direkt aus dem Material der deutlich robusteren Brandsohle gearbeitet.
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