Vorbereitung der Rohhaut
Die abgezogenen Tierhäute werden von Haaren und Verunreinigungen befreit und dadurch für die Gerbung vorbereitet. Gründlichkeit hat oberste Priorität. Nur die qualitativ hochwertigsten Häute werden verarbeitet.
Zwischen Abtrennung der Haut vom Körper des Tieres und dem Beginn des Ledergewinnungsprozesses vergeht einige Zeit. Die Häute überdauern dies im gefrorenen oder gesalzenen Zustand. Eine Gerbung ist jedoch nur möglich, wenn die Haut wieder in demselben Zustand ist, in dem sie am Tierkörper war. Um dies zu erreichen, werden die angelieferten Rohhäute durch den Prozess des Weichens wieder in den Schlachtezustand zurückversetzt. Dies geschieht unter Einsatz von sehr viel weichem Wasser. Die Verschmutzungen und Konservierungsmittel (wenn im gesalzenen Zustand) werden dadurch von der Rohhaut entfernt und der ursprüngliche Flüssigkeitsgehalt wiederhergestellt.
Am Ende sind Haare samt Wurzeln von der Rohhaut entfernt
Im nächsten Schritt, der Entfleischung, wird das Unterhautbindegewebe maschinell entfernt. Um die Haarwurzeln zu lösen, wird im Anschluss eine hoch alkalische Kalklösung aufgebracht. Diesen Prozess nennt man Schwöden. Die Häute verbleiben in den nächsten Stunden in diesem Zustand, bevor sie für 9 bis 48 Stunden geäschert werden. Das bedeutet, dass die Häute in einem Fass, angereichert mit Kalkmilch und Zusätzen wie Schwefelnatrium lagern. Früher wurde dafür Holzasche verwendet, daher der Begriff ‘Äschern’. In den vorübergehend rotierenden Walkfässern beginnen die Häute nun zu schwelen. Das Fasergefüge und die Haare werden gelockert und das nicht Leder ergebende Keratin wird zerstört. Am Ende steht die Loslösung der Haare samt Wurzeln sowie die Abtrennung der Oberhaut.
Die nun freigelegte Lederhaut, sie trägt jetzt den Namen Blöße, wird mittels verschiedener Säuren (Salz-, Schwefel- oder Milchsäure) und Wasser von der Kalklösung befreit, neutralisiert und gebeizt. Dabei wird der Blöße durch die Zugabe von eiweißabbauenden Enzymen Eiweiß entzogen, sodass das Fasergefüge der Haut gelockert wird und die späteren Gerbstoffe leichter aufnehmen kann.
Ober- und Futterleder wird durch Spaltung der Blöße gewonnen
In einem letzten Prozess wird die Blöße mithilfe einer Maschine gespalten, die sie gegen ein umlaufendes Endlosmesser schiebt. Die Haut wird auf eine gleichmäßige Stärke gebracht und falls gewünscht, können so zwei oder mehrere dünne Schichten erzeugt werden. Die dabei entstehende Oberschicht wird Narbenspalt genannt und stellt die wertvollste dar. Aus ihr wird nach weiterer Verarbeitung das Oberleder für hochwertige Herrenschuhe erzeugt. Die andere, qualitativ minderwertigere Schicht, wird als Fleischspalt bezeichnet. Sie ergibt letztlich das eigentliche Spaltleder und wird vornehmlich als Futterleder verwand.
Erst jetzt ist die wirkliche Qualität der Häute festzustellen. Bei einer abschließenden Sortierung wird hier die Spreu vom Weizen getrennt, denn nur makellose Stücke, die frei von Schäden und Verunreinigungen sind, dürften in den weiteren Arbeitsprozess gelangen.