Seit jeher erhitzt ein Thema die Gemüter. Soll und darf man Lederschuhe waschen? Od er begeht der geneigte Schuhbesitzer in der Annahme, er tue seinem Schuhwerk mit solch’ ominösem Waschgang etwas Gutes, unbewusst ein Corpus Delicti? Wir erklären, was es mit der Lederwäsche wirklich auf sich hat.
Das Geheimnis für ein langes Schuhleben
Selbst der größte Pflegemuffel weiß im tiefsten Winkel seines Herzens: Lederschuhe benötigen eine regelmäßige Pflege. Im Allgemeinen sind Schuhliebhaber gut damit beraten, ihren Lederschuhen alle 14 Tragetage eine sorgfältige Pflege zuteil werden zu lassen. Dazu zählt die gründliche Vorreinigung des Oberleders ebenso wie die Verwendung einer nährenden Emulsionscreme, das Auftragen von einem schützenden Hartwachs sowie die abschließende Politur mit einer feinen Echthaarbürste.
Gemeinsam mit der passiven Schuhpflege – also der Berücksichtigung von Tragepausen, der Einsatz von Schuhspannern sowie das richtige An- und Ausziehen der Schuhe – bildet solch’ ein periodischer Pflegerhythmus die beste Voraussetzung für ein langes und zufriedenes Schuhleben.
Mit der Zeit sammelt sich allerdings eine mehr oder weniger beachtliche Schicht aus Creme- und Wachsresten auf dem Schuhoberteil an. Diese kann mitunter die Atmungsaktivität beeinträchtigen und damit noch nicht genug: Selbst bei der gründlichsten Vorreinigung bleiben kleine Staubpartikel unentdeckt und trüben die faszinierende Optik eines geschmeidig glatten Lederschuhs. Manche Schuhliebhaber schwören deswegen auf eine spezielle Grundreinigung, die sich abseits des vertrauten Lederreinigers bewegt – das Waschen.
Blitzblanke Schuhe bis zur Spitze
Und damit sind wir bereits mitten in der hitzigen Debatte um das Waschen von Lederschuhen angekommen. Vorneweg sei eines unmissverständlich gesagt: Unter dem »Waschen« von Schuhen ist keinesfalls ein tatsächliches Waschprogramm in der Waschmaschine gemeint. Mag das bei einfachen Sportschuhen aus Leinenstoff noch denkbar sein, gehören rahmengenähte Volllederschuhe unter keinen Umständen auch nur in die Nähe einer Waschtrommel.
Vielmehr pflegt manch’ ein Schuhfreund, sein Schuhwerk in periodischen Abständen mit einem feuchten Lappen abzuwischen, bevor er sich der gewohnten Pflegeprozedur widmet – selbstredend nachdem das Leder genügend Zeit zur Trocknung hatte. Gegner jenes Verfahrens lehnen das Waschen ihrer Lederschuhe rigoros mit der Begründung ab, Leder sei gegenüber Nässe zu empfindlich und würde dabei Schaden nehmen. Gleichwohl man feine Lederschuhe nicht mit robusten Wanderstiefeln verwechseln sollte, ist diese Angst doch vollkommen unbegründet.
Ein paar Regentropfen haben noch keinem hochwertigen Lederschuh geschadet. Und selbst nach einem überraschenden Schauer lassen sich nasse Schuhe mit den richtigen Handgriffen wieder zur ursprünglichen Schönheit verhelfen. Apropos durchnässte Schuhe: In der nasskalten Jahreszeit greifen Schuhliebhaber zur Galosche, um die Schuhe nicht unnötig zu strapazieren. Zurück zum Thema: Wer nach wie vor an dem gewohnten Lederschuhreiniger festhält, macht absolut nichts falsch. Für eine porentiefe Grundreinigung empfiehlt es sich jedoch, das Leder je nach Trageeinsatz in Abständen abzuwaschen.
Lederschuhe richtig waschen
Genauso wie bei der gewohnten Schuhpflege sollte vor dem Waschen, zuerst das Leder von Schmutz und Staub befreit werden. Danach gilt wie sooft: Weniger ist deutlich mehr. Durchnässen Sie das Leder also keinesfalls bis auf die Knochen, sondern beschränken Sie die Prozedur stattdessen auf ein feuchtes Abwischen des Schuhoberteils.
Damit auf dem Schaft später nicht unschöne Wasserränder zurückbleiben, sollte das Leder unbedingt gleichmäßig mit einem feuchten Tuch oder Schwamm abgerieben werden. Am besten eignet sich lauwarmes Wasser für das Schuhbad. Bei zu hohen Temperaturen besteht die Gefahr, dass sich das Leder stark zusammenzieht.
Für besonders hartnäckige Flecken lohnt darüber hinaus die Zuhilfenahme eines Lederschuhreinigers. Einen großen Bogen sollten Schuhliebhaber hingegen um herkömmliche Seifen machen – diese Waschemulsionen laugen das Leder lediglich aus und schädigen die Struktur langfristig. Nach der Verwendung des Schuhreinigers kann das Schuhoberteil mit klarem Wasser gesäubert werden.
Sind die Lederschuhe erst einmal gereinigt, werden sie zum Trocknen mit Zeitungspapier ausgestopft und auf die Seite gelegt. Auf diese Weise kann auch die Sohle ausreichend trocknen. Wechseln Sie anschließend das nasse Zeitungspapier solange aus, bis die größte Nässe entzogen wurde. Erst nach dem Antrocknen kommt der Schuhspanner zum Einsatz.
Der praktische Schuhstrecker erhält die Form des Schafts und verhindert, dass sich der Schuhboden zusammenzieht. Sind die Schuhe vollständig getrocknet, führt die eingangs erwähnte Pflege aus Pomade und Wachs dem Leder längst verloren gegangene Nährstoffe wieder zu und schützt den Schuh gleichwohl vor Kratzern und Schrammen.